Hast du jemals von dem Hormon PMSG gehört? Vermutlich nicht, es sei denn du arbeitest in einer Tierfabrik oder bist in den hohen Rängen in einem der führenden internationalen Pharmakonzerne angestellt.
Dieser Beitrag ist keine leichte Kost und ich empfehle dir, ihn nur in einem Moment zu lesen, in dem du dich emotional gefestigt fühlst.
Was ist PMSG überhaupt?
PMSG ist eine Abkürzung für Pregnant Mares Serum Gonadotropin, es wird von trächtigen Stuten als Reaktion auf die Schwangerschaft gebildet. Soweit alles ganz normal.
Es hat sich unglücklicherweise allerdings gezeigt, dass eben jenes Hormon nicht nur dem ungeborenen Fohlen taugt, es stellt auch eine Arbeitserleichterung in weltweiten Tierfabriken dar, etwa bei Schweinen, Rindern, Schafen und Ziegen. Wird es zum Beispiel Sauen gegeben, so kann man die Zeit des Rauschens (der Zeit der Trächtigkeit bei Schweinen) synchronisieren, so dass die Sauen ihre Ferkel ziemlich zeitgleich bekommen. Nicht nur das: Jungsauen werden früher geschlechtsreif und die Anzahl der Ferkel pro Wurf erhöht sich! Für Betreiber*innen von Schweinefabriken ist dies äußerst lohnenswert, weshalb das Mittel auch in Deutschland zum Einsatz kommt. Da durch die Gabe des Stutenhormons zu viele Ferkel pro Sau geboren werden, werden „überflüssige“ Ferkel, für die die Mutter keine Zitze hat, getötet oder verhungern qualvoll. Zudem entstehen durch die übermäßige Einnistung von Eizellen natürlich auch vermehrt Mutationen und Fehlgeburten.
Wie wird PMSG gewonnen?
Dank intensiver Recherchen der Tierschutzorganisation Animal Welfare gibt es mittlerweile recht umfangreiche Informationen zu der Gewinnung dieses Hormons, zu der ich euch die Kurzversion zusammengefasst habe.
Auf den sogenannten Blutfarmen, die es vor allem in Südamerika aber auch in Uruguay und sogar Europa gibt, stehen eng zusammengepfercht hunderte Stuten. Diese werden künstlich besamt um ihnen dann für die ersten 11 Wochen der Schwangerschaft ein- bis zweimal wöchentlich bis zu 10 Litern Blut abzunehmen! Diese wahnsinnige Menge, die etwa einem Viertel der gesamten Blutmenge eines Pferdes entspricht, wird dem Pferd mit riesigen Kanülen innerhalb einiger Minuten entzogen. Etwa 30 Prozent der Stuten versterben allein durch diesen Prozess.
Ist das Fohlen nach Beendigung der 11 Wochen noch nicht durch den extremen Nährstoffentzug gestorben, wird es durch die Arbeiter*innen auf den Blutfarmen per Hand abgetrieben, hierbei wird der Uterus des Pferdes unbetäubt mit einem Messer aufgeschlitzt, wodurch oft nicht „nur“ das Fohlen, sondern auch seine Mutter einen qualvollen Tod findet. Die Stute wird ohnehin getötet, sobald sie sich nicht mehr schnell besamen lässt.
Es gibt keinerlei tierärztliche Versorgung. Auf den Videos von Animal Welfare ist deutlich zu sehen, wie die verängstigten Tiere mit Knüppelschlägen auf den Kopf durch metallene Gänge vorwärts getrieben werden, bis sie in einer Anbindehaltung enden, wo ihnen das Blut entzogen wird.
Und jetzt halt dich fest: Es gibt derzeit 36 alternative synthetisch hergestellte Mittel für die Schweinezucht auf dem Markt, die PMSG ersetzen können. Trotzdem und trotz der dokumentierten massiven Tierrechtsverletzungen, sind PMSG-haltige Präparate weltweit und auch in Deutschland legal käuflich und großflächig im Einsatz.
Warum gibt es so geringe mediale Aufmerksamkeit?
Das Offensichtlichste zu erst: 100 Gramm des Hormons bringen etwa 900 000 Dollar. Für die Haltung von Pferden zur Blutgewinnung gibt es in Europa (völlig unzureichende) „Tierschutzauflagen“, in Südamerika gibt es gar keine, auch Kontrollen selten bis nie. Es macht daher für die Verantwortlichen Sinn, die Tiermisshandlungen für die Gewinnung des Hormons hier unter Verschluss zu halten. Über den Einsatz von PMSG gibt es in der EU keine Meldepflicht, auch über die Mengen gibt es keine genauen Daten! Es sind derzeit 6 Arzneimittel mit dem Wirkstoff PMSG in Deutschland zugelassen, welche den Tieren in Kombination mit anderen Hormonpräparaten zugeführt werden.
Im Mai 2017 hat die Bundesregierung auf Anfrage der Partei Bündnis 90 / Die Grünen bekannt gegeben, bereits 2016 mit betreffenden Ländern gesprochen zu haben. Sie wollen deutlich gemacht haben, es sei auf eine Verbesserung der Umstände der Pferde hinzuarbeiten.
Derzeit steht besonders das Pharmaunternehmen IDT aus Dessau im Verruf, es hat nach Veröffentlichungen des MDRs angegeben, kein PMSG mehr aus Südamerika mehr zu beziehen. Zu den Vorwürfen, das Hormon weiterhin aus Pferdeblutfarmen in Uruguay zu beziehen, bezieht das Unternehmen keine Stellung, was Raum für Vermutungen lässt.
Insgesamt klingt das alles für mich wieder aufgeblasen, ein makabrer Scherz! Für die vergewaltigten und zutiefst misshandelten Pferde geändert hat sich laut Beobachtungen von Tierrechtsaktivist*innen bislang wohl nichts, ganz zu schweigen von den Schweinen, für welche die meisten Menschen noch weniger Empathie aufbringen können, die ihr Leben lang im Dunkeln verbringen, vergewaltigt, misshandelt und vor allem: vergessen.
Ich vergesse euch nicht.
~ Alina
Weiterführende Quellen: Tierschutzbund, Deutschlandfunknova, Animal Welfare Foundation, Albert-Schweitzer-Stiftung